Nachruf - Dr. Gerhard Raff, Historiker, ein Freund des Roten Kreuzes
Die Nachricht vom Tode von Gerhard Raff hat die Vertreter des Roten Kreuzes in Stuttgart tief berührt. Gerhard Raff war weit über die Grenzen Stuttgarts hinaus eine historische Instanz, dem die Geschichte des Roten Kreuzes und insbesondere die Biographie ihres Gründers Henry Dunant nicht nur vertraut waren, sondern die ihn immer wieder besonders wichtig erschienen, weil sie für humanistische Ideale der Menschlichkeit eintraten und eintreten.

Gerhard Raff wusste, dass Henry Dunant nicht nur der Gründer dieser weltumspannenden Institution war, sondern auch der Ideengeber für das humanitäre Völkerrecht. Dass dieser Mann, als es ihm schlecht ging, in Stuttgart Asyl fand, machte ihn stolz auf sein Stuttgart. Raff berichtete immer wieder voller Begeisterung darüber, wann er sich selbst als junger Mensch zum ersten Mal mit dieser außergewöhnlichen Biographie auseinandergesetzte. So erzählte er wiederholt, dass er es in einer Quizsendung des Rundfunks nicht glauben konnte, dass man den Namen des Gründers des ersten Friedensnobelpreisträgers Henry Dunant nicht kannte. Er wollte dies ändern. Ein war ein stetiger Rufer und Mahner und schrieb gegen das Vergessen an.
Es war ihm ein besonders Anliegen, Henry Dunant besonders in Stuttgart zu würdigen, lebte dieser doch rund zehn Jahre in der Stadt. In der Zusammenarbeit mit ihm gelang es, das Projekt eines Denkmales zu Ehren des Gründers des Roten Kreuzes voranzubringen. Mache Stunde wurde so in seinem Garten in Degerloch verbracht, um an den notwendigen Details zu arbeiten. Am historischen Ort in der Hasenbergsteige wurde dann 2010, zum hundertsten Todestag Henry Dunants, die Gedenk-Stele feierlich enthüllt.
Auch zum 150. Gründungstag des Roten Kreuzes im Jahre 2013 engagierte sich Gerhard Raff. Ihm war es eine Freude, nicht nur einen humorvollen und kurzweiligen Festvortrag im Weißen Saal des Neuen Schlosses zu halten, sondern auch an den Gründer der ältesten Rotkreuz-Gemeinschaft weltweit in Stuttgart zu erinnern. Es empörte ihn, dass nichts mehr an das Grab von Christoph Ullrich Hahn, dem Gründer der EVA und des Württembergischen Sanitätsvereins, der ersten nationalen Rotkreuz-Gesellschaft weltweit, erinnerte. Entsprechend vorwurfsvoll äußerte er sich über die Geschichtsvergessenheit. Gemeinsam gelang es, am Weltrotkreuztag, dem 08. Mai – Geburtstag von Henry Dunant - auf dem Fangelsbachfriedhof wieder eine Stele zu errichten, die deutlich macht, dass Stuttgart ein historisches Erbe hat, welches nicht vergessen werden darf. Beide mit ihm verbundenen Stelen haben weit über Stuttgart hinaus Beachtung gefunden. Nur Insider wissen, dass die Errichtung dieser Gedenkstelen eng mit dem Namen Gerhard Raff verbunden sind.
„Di hen mi grettet“, so erzählte er mehrfach, wie er in akuter medizinischer Not auf Hilfe durch das Rote Kreuz angewiesen war. Für ihn war das Rote Kreuz eine Institution, die ihren geschichtlichen Auftrag immer wieder unter Beweis stellen musste. Weil er dies selbst erfahren durfte, engagierte er sich auch immer wieder in selbstloser Weise.
Allen Angehörigen möchten wir unser tiefes Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Wir behalten Gerhard Raff in Ehren. Er war ein Humanist, der sich um das Rote Kreuz, gerade in seiner Heimatstadt Stuttgart verdient gemacht hat. Die von ihm mit initiierten Stelen für Henry Dunant und Christoph Ulrich Hahn werden über den Tag hinaus bleiben.
Christian B. Schad, Konventionsbeauftragter DRK KV Stuttgart