Für das DRK in Kiew: Katastrophenmediziner Dr. Johannes Schad zur Lage in der Ukraine
Das Deutsche Rote Kreuz hilft nicht nur Geflüchteten aus der Ukraine, sondern auch abseits der Frontlinie in der Ukraine. In einem Interview mit dem Nachrichtensender n-tv hat Katastrophenmediziner Dr. Johannes Schad, der für das Deutsche Rote Kreuz gerade in Kiew ist, von den enormen Herausforderungen und der durch den Winter noch einmal verschärften Lage berichtet.

"Das Auseinanderreißen der Familien, das ja auch millionenfach stattfindet, ist natürlich die größte Sorge, die die Menschen umtreibt", sagt Dr. Johannes Schad in dem gut 16-minütigen Interview. Dazu kommt, dass seit knapp zwei Wochen die Temperaturen unter Null liegen und sie bald den zweistelligen Minusbereich erreichen. Damit droht bei zerstörter Infrastruktur vielen der Kältetod.
Starke gesamtgesellschaftliche Solidarität
Was den Katastrophenmediziner - übrigens Bruder von DRK-Stuttgart-Präsidiumsmitglied und Konventionsbeauftragtem Christian B. Schad - sehr beeindruckt in der Ukraine ist die starke gesamtgesellschaftliche Solidarität. Auch das medizinische Know-how sei sehr gut. Was fehle sei weniger Personal als Medizintechnik, Material und Medikamente.
DRK schickt Heizöfen
7000 Heizöfen hat das DRK auf den Weg gen Ukraine geschickt. Logistik, Zollabfertigungen, Deklarationen - all das sei sehr zeitaufwendig, aber wegen der Transparenz wichtig, erzählt Schad. Und er stellt ganz nüchtern fest: "Es geht voran, aber man wird nie alle Bedarfe abdecken können."
Nur wenige können sich eine Krankenversicherung leisten
Auch von den enormen Distanzen samt Buckelpisten, die es zu überwinden gilt, um die Bevölkerung in den ländlichen Regionen zu erreichen, und den nur etwa 15 Prozent der ukrainischen Bevölkerung, die sich eine Krankenversicherung leisten können, berichtet der Mediziner in dem Gespräch. Wer das Interview in gesamter Länge hören möchte:
www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Notarzt-Viele-Ukrainer-koennen-Behandlung-nicht-bezahlen-article23762991.html
Dr. Johannes Schad ist Ärztlicher Leiter der Stiftung des Deutschen Instituts für Katastrophenmedizin. Er ist Facharzt für Chirurgie und leitender Notarzt. Außerdem ist er internationaler Delegierter für das DRK und IKRK in Genf. Einsätze führten ihn nach Kenia (2009), Haiti (2010), Gaza (2010), Irak (2011), Philippinen (2013), Jordanien (2014), Liberia (2015), Nepal (2015) Mossul (2017) und Bangladesch (2018).
Foto: Ukrainisches Rotes Kreuz