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100 Jahre DRK - doch das DRK in Stuttgart ist älter

Alljährlich findet am 08. Mai der Weltrotkreuztag statt. Das Datum ist markant. Es ist zum einen der Geburtstag des Gründers des Roten Kreuzes, der an diesem Tag 1828 in Genf geboren wurde und es ist zugleich der Zeitpunkt des Endes des 2. Weltkrieges. Dunant machte nach seiner Erfahrung auf dem Schlachtfeld von Solferino den Vorschlag, Hilfsorganisationen zu gründen, um den Opfern von Kriegen helfen zu können. Dies sollte durch einen internationalen Vertrag garantiert werden. Das Humanitäre Völkerrecht war geboren. Bis heute wird es fortentwickelt. 

Im November 1863 wurde durch den Pfarrer Christoph Ulrich Hahn in Stuttgart der Württembergische Sanitätsverein gegründet. Stuttgart hat historisch gesehen somit den Verdienst, weltweit erste nationale Rotkreuz-Gesellschaft zu sein. Es feiert also in diesem Jahr schon seinen 158. Geburtstag. 

Die Geschichte des Roten Kreuzes in Deutschland und parallel dazu in Stuttgart macht deutlich, dass das Rote Kreuz unter wechselnden staatlichen Systemen tätig war. Im Königreich Württemberg genauso wie im Kaiserreich, in deren Zeit die Sanitätskolonnen in Stuttgart, die Vorläufer der heutigen Bereitschaften, gegründet wurden. Die Weimarer Republik war gerade zwei Jahre alt, als sich der Landesverbandes Württemberg dem neu gegründeten Bundesverband anschloss. Dieses Jubiläum wird nun gefeiert. Während der Zeit des Nationalsozialismus war das Rote Kreuz weiterhin tätig, auch wenn es teilweise gleichgeschaltet war. Deshalb wurde es nach dem 2. Weltkrieg auf Bundesebene kurzzeitig durch die Alliierten verboten, doch auf lokaler Ebene waren seine Dienste unabdingbar und konnten fortgesetzt werden, wie beispielsweise die Aufgabe des Suchdienstes. So konnte die beispielsweise die Familienzusammenführungen angegangen werden und auch die Aufgabe des Rettungsdienstes wurde an das Rote Kreuz übertragen.  Die zentralen Neugründungen des Roten Kreuzes sowohl in der BRD wie der DDR zeigte, dass diese Institution immer gebraucht wurde, gleich in welchem gesellschaftlichen System. Nach der Vereinigung beider deutschen Staaten 1990 war klar, dass die fünf neuen Landesverbände des Ostens dem Bundesverband beitreten würden. Damit war dann auch der Umzug des Generalsekretariats nach Berlin verbunden. 

Das DRK in Stuttgart ist sich seiner Geschichte bewusst. So fanden alle zentralen Jubiläums-Veranstaltungen des Roten Kreuzes zum fünfzigsten (1913), hundertsten (1963) und hundertfünfzigsten (2013) Geburtstag in Stuttgart statt. Der Stuttgarter Kreisverband hat auch Henry Dunant besonders geehrt. Er lebte rund zehn Jahre fast inkognito in der Hasenbergsteige in Stuttgart im Hause des Pfarrers Wagner, der als erstes Dunant „Erinnerungen an Solferino“ ins Deutsch übersetzte. Dunant zu Ehren wurde 2010 aus Anlass seines 100. Todestags ein Dunant-Denkmal an seinem damaligen Wohnort geschaffen. Dass Dunant nicht in Vergessenheit geriet, ist auch einem Stuttgarter zu verdanken: Rudolf Müller, Gymnasiallehrer am königlichen Realgymnasium Stuttgart, heute Dillmann-Gymnasium, schrieb dessen erste Biographie und rettete ihn so vor dem Vergessen. Diese Schrift hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Dunant 1901 den erstmals verliehenen Friedensnobelpreis zuerkannt bekam. Auch der Gründer und Wegbegleiter des Württembergischen Sanitätsvereins Christoph Ulrich Hahn erhielt 2013 eine Stele auf seinem Grab auf dem Fangelsbachfriedhof. Diese Stele ist ähnlich dem Denkmal Henry Dunants gestaltet. 

Henry Dunant hat, nachdem er in Solferino 1859 die Grausamkeiten eines Schlachtfeldes persönlich erfahren hatte, seine Hilfe auf drei Säulen gegründet:

  1. Unmittelbare praktische Hilfe zu leisten nach Maßgabe der individuellen Notsituation.
  2. Ethische Grundprinzipien zu formulieren, die den notleidenden Menschen in den Mittelpunkt des Interesses stellen.
  3. Ein Rechtssystem zu schaffen, welches international verbindlich den Hilfesuchenden und den Hilfegebenden schützt.  

An diesen Dreiklang der Prinzipien muss immer wieder erinnert werden. Dunant war Praktiker, suchte das Machbare, forderte eine Ethik des praktischen Tuns. Er lenkt den Blick nicht auf sich selbst, sondern auf die Erfordernisse notleidender Mitmenschen. Prinzipiell gesehen muss das Rote Kreuz immer dort sein, wo die Not am größten ist. An diesem Auftrag hat sich bis heute nichts geändert.  

Von Christian B. Schad, Konventionsbeauftragter